Bye Big Apple

by Michu on Oktober 12, 2010

Ich habe zwar tatsächlich 22 «photo post cards» geschrieben und in letzter Sekunde verschickt. Aber viel mehr als ein einfacher Gruss und dass man noch lebe, bringt man beim besten Willen nicht drauf. Deshalb hier mal paar Aspekte von New York und paar Tipps.

  • Subway: Die Metrocard. Es gibt neben einfachen «pay-per-ride»- auch  Tages-, Wochen- und Zweiwochenkarten. Wenn man sich nicht sicher ist, ob man die Subway pro Tag wirklich mehr als zwei Mal benutzt, empfehle ich, die «pay-per-ride»-Karten zu nehmen. Alle Metrocards können bspw. an einer der an jeder Subway-Station vorhandenen Vending Machines gekauft oder wieder aufgeladen werden. Mit 1× Abbuchen ($2.25) kann man solange Subway fahren, wie man will; auch Umsteigen ist erlaubt, um aber an die frische Luft (ans Tageslicht) zu kommen, müssen Drehkreuze passiert werden, und wer zurück will, zahlt wieder.
  • Subway: Durch das exzessive Kühlen sämtlicher Züge, sind die Bahnsteige meistens enorm tropisch und heiss. Die Temperatur unterscheidet sich vom Zug zum Bahnsteig oft um mehr als 15° C. Wenn man mit Koffern oder grossen Rucksäcken unterwegs ist, ist die Wirkung der vorher genossenen Dusche daher schnell Vergangenheit.
  • Cell phone: Das ist die richtige Bezeichnung für ein Mobiltelefon. Mit «Handy» oder gar «Natel» können die Amis überhaupt nichts anfangen. Ich wusste das eigentlich, doch mir sind diese Wörter mehr als nur einmal rausgerutscht. «Erm, I mean cell phone…»
  • Cell phone: Das Erste, was ich am JFK Airport gemacht habe, war mir eine SIM-Karte von AT&T zu kaufen. Ich würde nun empfehlen, überall eine SIM-Karte zu kaufen, aber nicht am JFK Airport. Es stellte sich heraus, dass ich um die $40 zu viel bezahlt habe. Ansonsten sind die Preise nicht astronomisch, ein 100MB-Data-Package kostet $20, und immerhin EDGE-Empfang war fast durchgehend gewährleistet. Trotz «3G» SIM-Card bzw. Abo, hatte ich in den drei Wochen etwa 5 Minuten 3G-Empfang. Wer also dringend schnelles Internet benötigt, geht besser paar Schritte zum nächsten Starbucks und verbindet sich per W-LAN zum freien «attwifi». Ach ja, und da der Empfang von SMS 10¢ kostet, kann man bei Ebbe im Account auch keine SMS mehr empfangen.
  • Food: Übrigens eines meiner Lieblingsthemen. New York wird auch dich nicht enttäuschen, es gibt alles was dein Herz begehrt und noch viel mehr. Habe ich mir sagen lassen. Aber niemand sagte mir, dass Käse dort 4× teurer ist als in der Schweiz! Zum Glück habe ich kurzfristigen Ersatz gefunden: In Manhattan, an der Cooper Square, zwischen 5th und 6th Street, ist das gleichnamige Restaurant mit $2 Burgern (w/ Cheese: $2.60) und $3 Drinks (pint-sized!). Es ist dabei anzumerken, dass ein solcher Burger grösser als ein hiesiger Big Mac ist. Ach ja, ich war übrigens nie bei McDonalds! Dafür genoss ich einen Quesedilla im Taco Bell.  Subway (der Sandwichladen) td.com hab ich auch besucht. Und Starbucks. Oft. Wer sich selbst was einfaches kochen will: Hackfleisch heisst «ground meat» und Spaghetti heisst Spaghetti. Wer $5 übrig hat, sollte einen der zahlreichen Fruitstores besuchen, viele bieten frische Fruchtshakes an, die wirklich sehr lecker sind, und ausserdem paar Vitamine ins Immunsystem pumpen.
  • Tourists: Wer sich nicht gleich als Tourist outen will, sollte vor allem eines tun: Das Tempo halten. Es gibt nicht viel was mehr nervt, als jemand mit einem Mega-Rucksack/Koffer, der den halben Gehsteig zum Halten zwingt. Wer halten muss (als Nichteinheimischer durchaus denkbar), um auf eine Karte zu sehen o. ä. sollte sich an die nächste Hauswand pressen, um die wirklich gestressten New Yorker nicht zu verärgern. Um die Sehenswürdigkeiten zu erkundigen, kauft man sich am Besten einen ExplorerPass, der auf viele Angebote Rabatte gibt.
  • Tip&Tax: Damit tat ich mich wohl am schwersten. Wer in einem Restaurant sitzt und die Speisekarte studiert, sollte immer ein Drittel dazurechnen. Denn die ≈20% Trinkgeld sind nicht inklusive, und auch die ≈10% Steuern nicht. So ist dann das vermeintlich günstige Abendessen schon wesentlich teurer.
  • Brooklyn: War für drei Wochen mein zu Hause. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, fand ich Brooklyn nicht gefährlicher als eine x-beliebige Strasse in Bern. Vielleicht hatte ich bloss Glück, aber ich hatte nie das Gefühl dass nun jemand meine Kamera oder mein Portemonnaie begehren würde. Brooklyn ist wie Manhattan sehr laut, und dies bis in die Nacht hinein. Während am Tag vor allem Sirenen und Hupgeräusche von Polizei und Feuerwehr vorherrschen, sind es in der Nacht Alarmanlagen von Autos, die viel zu sensitiv eingestellt sind. Wenn man also nicht sonderlich schalldichte Fenster hat, sollte man über Ohrenstöpsel nachdenken.
  • Williamsburg: Das «Künstlerviertel» New Yorks. Erinnerte mich immer an den Song «Alternative Motherfuckers» von Kutti MC. Nach komischen Menschen Ausschau haltende werden voll auf ihre Kosten kommen. Dafür ist Williamsburg wirklich sehr lebendig und farbig. Wer also genug vom graugelben Manhattan hat, sollte sich hier wirklich mal umsehen. Hier hat es auch viele niedliche Pubs und Restaurants, und die Preise sind oftmals nicht so hoch wie in der Innenstadt.
  • Manhattan: Nach dem ersten Tag in Manhattan hatte ich Nackenschmerzen, weil ich so oft gen Himmel guckte. Es ist schlicht atemberaubend wie klein ein Mensch im Gegensatz zu diesen riesigen Gebäuden ist. Ein Weitwinkelobjektiv an der Kamera ist sehr zu empfehlen. Noch besser wäre ein Weitwinkel-Tilt-Shift-Objektiv, was aber für den Normalsterblichen wie mich leider ausserhalb des Budgets liegt. Point Of Interest ist sicherlich der Broadway und die 5th Avenue, wo man allerzeit viel Geld ausgeben kann.  Alles was Rang und Namen hat, ist dort vertreten: Gucci, Nike, Burberry, Abercrombie, Apple, Montblanc, H&M, Rolex, Louis Vuitton etc. Wenn man aber um den Abercrombie-Store zu besuchen erstmals 20 Minuten anstehen muss, vergeht auch mir die Geduld. Um sich zu erholen, sucht man am Besten einer der grünen Plätze auf, z.B. den Union Square Park oder den Central Park. Beide sind wirklich sehr schön und laden zum Verweilen ein.
  • Music: New York ist eine Stadt der Musik. Neben den zahlreichen Strassenkünstlern, findet sich in vielen Restaurants eine kleine Jazzgruppe; ausserdem existieren Hunderte von Veranstaltungsorten für Konzerte. Ich habe mir bereits im Vorfeld paar Konzerte herausgesucht, mit Hilfe von last.fm und BandsInTown: Bei Marc Ribot (Avantgarde Jazz), Painted In Exile (Progressive Deathcore mit Jazzeinflüssen), The Chariot (Chaotic Hardcore) und Woven Hand (folk rock/country) war ich schlussendlich dabei.
  • Sleep: Schlafen müsste man eigentlich nicht in New York, es ist zu jeder Zeit etwas los. Ich war aber schon alleine froh, mein Gepäck wo verstauen zu können. So buchte ich für die ersten drei Nächte ein Hostel in den Washington Heights (173rd Street). Es war ganz ok, in der Schweiz würde man aber vermutlich für die $80 pro Nacht nicht in einem 14-Bett-Massenlager schlafen. In Sachen Hotel ist New York wahnsinnig kostspielig. Hotels gehen von $300 pro Nacht aufwärts; ich war sehr froh, dass ich die folgenden Nächte bei Tom Miller und Paul Nocera für einen wesentlich geringeren Preis verbringen durfte. Gefunden habe ich Tom via couchsurfing.org, und Paul wohnt im selben Gebäude einen Stock höher. Die drei Wochen habe ich auf dem Boden geschlafen, was ich bequemer als eine schlechte Matratze fand.
  • Live: Den ersten Tag in NYC habe ich mit einer jungen chinesischen Frau verbracht, die mich doch ziemlich erstaunt hat, als sie nach dem iPhone4-Kauf sich nicht zwischen der $2500-Gold-Uhr und der $3500-Diamant-Uhr entscheiden konnte. Als ich dann bei Tom lebte, verbrachte ich die grösste Zeit mit David Sperry, einem südkoreanischen Reportagefotografen. Er lebt seit ca. 7 Jahren in NYC (mit Unterbrüchen) und konnte mir so sehr viele Dinge zeigen, die in keinem Reiseführer stehen.

Ich könnte noch wesentlich mehr schreiben, aber der Beitrag tendiert nun doch sehr lange zu werden. Schlussendlich kann ich sagen, dass ich New York nicht wirklich als Tourist besucht habe, sondern drei Wochen dort gelebt habe, was mir wesentlich mehr bedeutet hat. Die restlichen Fotos sind auf meiner Website.

3 Kommentare

Schön geschrieben, danke =)

by Marius Joe Pohl on 12. Oktober 2010 at 06:31. Antworten #

War ganz überrascht, heute eine Karte von dir im Briefkasten zu finden. Danke! 🙂

by Danilo on 12. Oktober 2010 at 20:30. Antworten #

bittebitte =)

by Michael Bolli on 13. Oktober 2010 at 19:23. Antworten #

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