Erste Woche
by Michu on November 6, 2010
Nach meinem Einrücken in Emmen LU wurden bereits zu Beginn die zukünftigen Soldaten in zwei Gruppen eingeteilt. Die grosse Menge, die in Emmen bleiben darf, und wir, etwa 30 frische Rekruten verschiedener Funktionen. Nach einer kurzen Präsentation unserer Funktionen und einer halbstündigen Wartepause, durften wir bereits die Kantine beehren und das Mittagessen einnehmen. Anschliessend wurden wir per Duro nach Payerne VD verschoben.
In Payerne sind wir in Zug 6 unter Oberwachmeister Portmann eingeteilt worden. Schon gleich nach Ankunft hatten wir fortan ein gestopftes Programm, das seinesgleichen suchte. Im Zug 6 sind grösstenteils Sicherungs-, aber auch Nachrichten- und Beobachtungssoldaten. Aber da wir noch 8 Wochen (oder ähnlich) in der Allgemeinen Grundausbildung (AGA) stecken, ist das kein Problem. So können wir sämtliche Theorielektionen und Ausbildungen zusammen bestreiten.
Zwischendurch wurden wir Emmen-Rekruten zu Zug 5 verschoben, und später wieder zurück, den genauen Grund haben wir aber nie begriffen. Nächste Woche werden wir wieder zurückverschoben, was ich ziemlich schade finde. Man gewöhnt sich halt schnell an den Zug und auch als Zugführer könnte ich mir keinen besseren vorstellen. Klingt kitschig, aber wir kommen tatsächlich alle gut mit ihm aus! Ende Woche waren wir 39 Leute, bzw. 40 inkl. Zugführer, womit wir der grösste Zug in Kompanie A waren.
Die ersten Tage bestanden vor allem aus Material fassen und formelles Verhalten lernen. Will heissen: Korrektes An- und Abmelden, korrekte Handstellung beim Gruss, Ruhn- und Achtungsstellung mit und ohne Waffe, Formationen, tadelloses Tenue, Zimmerordnung und Kampfstiefel (KS) putzen, etc. Daneben fanden die Theorielektionen statt, in welchen Themen wie Materialpflege, Verhalten in Notfallsituationen, Funk, Urlaubsregeln und andere allgemeine Informationen behandelt wurden.
Ebenso erfolgten Orientierungen über die Zusatzausbildungen Fahrer, Gefechtsordonnanz und Versorger. Als Durchdiener muss ich Duro-Fahrer machen, was mir ziemlich gefällt. Der (C1-)Ausweis wird auch zivil gültig sein, d.h. ich werde dann Fahrzeuge bis 7.5t fahren dürfen. Nächsten Dienstag werde ich aber erst einen Fahrtest machen müssen, wo man zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Knopf betätigen muss, um die Ausbildung dann in Angriff zu nehmen. Wenn ich den Test nicht bestehe, werde ich als Zusatzausbildung Gefechtsordonnanz machen.
Zusätzlich zu etwa 30 Kilogramm Material (von dreiteiligem Schlafsack über das Gewehr zu Schutzmasken und Tarnanzügen) war auch ein gewaltiger Stapel von Reglementen dabei. Wir werden noch mehr erhalten wenn wir unsere Funktionsausbildung beginnen.
Leider habe ich keinerlei Bilder machen können, da ich erstens abgesehen vom Handy keine Kamera dabei hatte, und zweitens das Fotografieren eh nicht erlaubt ist. Ich habe mich aber als Zugsfotograf gemeldet und werde wohl nächste Woche Bescheid bekommen, ob ja oder nein und so.
Eine grosse Herausforderung war für mich nach gut zwei Monaten Ferien der wenige Schlaf. Wenn um 6 Uhr Tagwacht ist, ist das ok. Aber wenn man den ganzen Tag kaum eine freie Minute hat und dann erst um 1 Uhr zum Schlafen kommt, ist das sogar für mich zu wenig. Gut, dass dies nur einmal vorgekommen ist und zwar während der ersten Erstellung der Zimmerordnung. Unser Zimmer 109 war beinahe ohne Beschwerden, aber im zweiten Stock ging die Post ab. Und darum durften wir recht lange (um die zwei Stunden) in der Ruhnstellung vor dem Bett warten, bis der Kompaniekommandant (Kp Kdt) die Tour beendet hatte und schlussendlich das Lichterlöschen befahl. Dummerweise hatten wir vorher noch Materialkontrolle, womit wir bereits vorher zwei Stunden vor dem Bett stehen mussten. Dabei wird sämtliches gefasstes Material kontrolliert, und zum Teil auf dem Bett in einer vorgegebenen Reihenfolge positioniert. Blöderweise war das Foto, das eine Vorlage darstellen sollte, unscharf, zu dunkel, abgeschnitten und erst noch zu niedrig aufgelöst.
Die Zimmerordnung kann man als Resultat eines Individualität-zerstörenden, alles angleichenden Vorgangs bezeichnen. Hier ein paar Beispiele:
- Der Schrank auf der Fensterseite ist für militärisches, der auf der Türseite für ziviles Material. Schrank ist allerdings übertrieben, man müsste eher von Kästchen sprechen.
- Der Schrank für Zivilmaterial muss immer mit einem Vorhängeschloss verschlossen werden.
- Die Bettdecken müssen drei Mal gefaltet werden, die Breite des Kissens haben und mit der offenen Seite gegen das Fenster ausgerichtet werden.
- Der Kampf- und Tagesrucksack, sowie die Effektentasche müssen alle gleich vor dem Bett positioniert werden, der Reissverschluss muss exakt in der Mitte sein.
- Die Reihenfolge der Kleider ist wie folgt: 1. Kleidertasche für das Ausgangstenue, 2. Ausgangstenue, 3. PA TAZ, 4. PA Kälteschutz, 5. Arbeits-TAZ, 6. Arbeits-Kälteschutz, 7. Sportanzug.
- Zwischen den Kleidern an den Kleiderbügeln muss stets eine Faust breit Abstand sein.
- Die Kleider müssen alle exakt ausgerichtet, mit leeren, geschlossenen Taschen und geschlossenen Reissverschlüssen, Druckknöpfen, etc. aufgehängt werden.
- Die Schuhe im Gang müssen in der Reihenfolge Kampfstiefel (2 Paar), Ausgangsschuhe, Turnschuhe (2 Paar), Badelatschen abgestellt werden. Die Sohlen der KS müssen in den Einstieg gelegt sein.
- etc.
Das Essen war entgegen meiner Erwartungen sehr gut. Von Älplermakkaroni über Spaghetti, Fisch und Fleischkäse, und dies immer mit passendem Gemüse, gab es für mich keinerlei Anlass zu meckern. Es ist ziemlich beeindruckend, was die Küche mit CHF 8.50 pro Tag und Rekrut anstellt. Leider hatte man aber oftmals zu wenig Zeit es zu geniessen, da man bereits wieder die grobe Zimmerordnung erstellt haben sollte.
Ich wusste ja, dass man nicht wahnsinnig viel Freizeit haben wird, aber die Menge an Freizeit in der ersten Woche beeindruckte sogar mich: Zu den sechs Stunden, die man täglich hat um zu schlafen, kommen noch die 20 Minuten zum Essen und die 5 Minuten für die Körperpflege. Der körpereigene Mastdarm kann also auch schon strapaziert werden weil man schlichtweg keine Zeit hat, ein WC aufzusuchen. Glücklicherweise hat sich das gegen Ende Woche ein wenig gebessert, auch weil wir den Tagesablauf besser kennen und im voraus besser wissen was zu tun ist.
Am Donnerstagabend hatten wir sogar schon den ersten Ausgang, was die Moral recht stark steigerte. Ein Bier ist nach 4 strengen Tagen schon phänomenal.
Über die ganze Woche mussten wir die Ränge und Gradabzeichen, sowie die internatinale Buchstabierungstabelle (Alpha, Bravo, Charlie, etc.) auswendig lernen. Das wurde am Freitag Abend in einem Test überprüft. Wenn das Niveau der Tests so bleibt, habe ich echt Angst zu verblöden.
Am Sonntagabend um 23 Uhr ist wieder Abendverlesen, d.h. dass wir dann wieder in Payerne im Bett sein müssen. Und dann startet bereits die zweite Woche. Mit dem ersten Marsch über 5 Kilometer und vielen anderen Sachen wird es uns bestimmt nicht langweilig werden. Ich werde wohl mit dem Auto einrücken, ich wusste nicht, dass Payerne so schlechte Zugverbindungen hat; bei zwei Stunden mit ÖV bin ich mit dem Auto beinahe 1.5 Stunden schneller!
8 Kommentare
gosch its eigentli amigs metem zog? fahrsch z reide dure? ^^
by Cécile Weber on 6. November 2010 at 22:35. #
bi nid z ämme, bi iz z payerne :p
by Michael Bolli on 6. November 2010 at 23:02. #
payern 😉 de bisch ja mega nach da im friburgische
by Tabitha Mühlheim-Zürcher on 7. November 2010 at 02:36. #
gets weme ned aues lest ^^
by Cécile Weber on 7. November 2010 at 15:18. #
Tönt scho alles extrem sinnvoll, wasder da dörft mache… (mal abgseh vom Biertrinke natürli)
by Danilo on 8. November 2010 at 22:58. #
ändlech erfahrt me mau aus frou wies dört so abgeit;)..sounds taff..dürehaute! und bisch iz hoffendlech zugfotograf worde?
by Jael Deborah Bürgi on 9. November 2010 at 20:17. #
Hoi Michu, grosses Komplimänt für Di Blog! Du chasch nid nume guet fotographiere sondern ou mega guet texte. Ig hoffe, dass Du Zugfotograph bisch worde?! Mach’s guet u lah Di nid la stressä 😉 Liebi Grüess us Aarbärg.
by Beatrice Bigler on 18. November 2010 at 17:45. #
Fortsetzung erwünscht 😛
by Benjamin Bolli on 19. November 2010 at 20:21. #