Woche 2-3
by Michu on November 20, 2010
Es ist schon eine Weile her, seit dem ich den letzten Bericht verfasst habe. Letztes Weekend bin ich irgendwie nicht dazu gekommen.
In diesen zwei Wochen hatten wir ein bisschen mehr Freizeit, oft hatten wir nach dem Mittag noch 30 Minuten bis zum AV (Antrittsverlesung). Da wir aber meistens noch den Karusa (Kampfrucksack) neu packen mussten (Regenschutz raus-rein, ABC-Ausrüstung raus-rein, etc.), reichte auch diese halbe Stunde nicht für viel. Es fühlte sich aber so an, als wären die Wochen nicht mehr so vollgepackt und stressig gewesen wie die erste Woche.
Am Dienstag der zweiten Woche wurden alle Fahreranwärter in zwei Duros verladen und nach Lausanne ins Rekrutierungszentrum geschickt, um den sogenannten B-Test zu absolvieren. Von unserer Gruppe von ca. 35 Rekruten haben etwa 40% den Test bestanden, leider war ich nicht darunter. Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht erklären, da man auch keine Einsicht in die Ergebnisse erhält, mal abgesehen von „reussi“, bzw. „pas reussi“. Egal, das Leben geht weiter, statt Fahrer mache ich nun Gefechtsordonnanz als Zusatzfunktion. Das ist der Typ, der Karten liest und zeichnet, und somit auch öfters mal im Warmen sitzt. Von mir aus.
Ich weiss nicht mehr weshalb genau ich die Gefechtsordonnanz als Zusatzfunktion gewählt habe, schliesslich war Versorger auch noch verführerisch. Bisschen Kochen lernen kann ja keinem schaden. Mittlerweile bin ich darüber aber ziemlich froh. Denn während wir einen ganzen Mittwoch lange im Theoriesaal sassen, mit unserem Wachmeister witzelten und Kartensymbole abzeichneten, standen die Versorger draussen im arschkalten Wind, und bauten unter einem bestimmten Hauptfeldweibel ihre erste Feldküche auf. Dieser erwies sich als mühsamer Mensch. Die ganze Zeit ein Lächeln auf den Zähnen, und wenn jemand etwas falsch macht wird es noch grösser: Das mag er offensichtlich. Und wenn die Strafpredigt vorbei ist, wird der Auftrag noch einmal in weniger Zeit ausgeführt. Besonders lustig ist es, wenn ein etwas ranghöherer auf Platz ist: Dann wird geschrieen, was der Hals aushält.
Manche Leute sind aber auch ohne zu schreien schlicht mühsam. Unser Kompaniekommandant (Kadi) zum Beispiel. Letzter Donnerstagabend war vorgesehen für Ausgang von 19 bis 22 Uhr. Wir standen also alle guten Gewissens auf dem AV-Platz und warteten, da wir unser Zimmer wie üblich nahe an der Perfektion geputzt hatten, und dies bis anhin immer reichte. Dann erschallte es aus dem Kasernengebäude „Zimmer 207, nomol uche!“, und dies war nur der Anfang. Nach und nach wurde jedes Zimmer nochmals hinaufgerufen. Wir vom Zimmer 111 dachten erst, wir kämen davon, aber als letztes wurden auch wir noch heraufgerufen. Dies nach ca. 1.5 Stunden im Daher warten! Bei uns war das Hauptproblem der Zimmerboden; ich hätte nicht gedacht, dass die unter den Betten auch nach Staub suchen. Und in einem Raum mit 15 Betten hat es nun mal Staub. So durften wir jedes Bett verschieben, darunter den Staub wegwischen, und wieder zurückschieben. Dies dauerte eine weitere halbe Stunde. Wieder auf dem AV-Platz warteten wir weitere 20 Minuten, bis endlich jedes Zimmer unten war, und als wir dann endlich in Viererkolonne vor dem Feldi und Kadi standen, sagte der Kadi: „Es ist 21.30 Uhr, sie haben Ausgang bis 22 Uhr ABV!“ Ja danke, unsere Füsse schmerzten mittlerweile ziemlich und die Zeit reichte noch knapp um das Ausgangstenue (Tenue A) auszuziehen, zu duschen, und ins Bett zu hüpfen. Manche schafften es in dieser Zeit auch noch zwei Bier zu trinken; bei mehr als 4 Franken pro Bier ist mir das aber zu teuer.
Vielleicht erinnert sich jemand, Ende der ersten Woche habe ich mich als Zugsfotograf gemeldet. Nach beinahe zwei Wochen ohne Antwort, habe ich mich erneut gemeldet und da hiess es dann plötzlich, man solle einen 6.5er (Meldeformular) an den Schulkommandanten schreiben. Dies habe ich getan und warte nun auf eine Antwort. Der Schulkommandant ist übrigens Oberst und wirkt recht symphatisch.
Ich wurde schon gefragt, wass wir denn den ganzen Tag so treiben. Zum einen haben wir Zugschule. Das ist wenn der gesamte Zug in bspw. Viererkolonne im Feldschritt diverse Manöver vollbringt, z.B. eine Links- oder Rechtskurve. Manchen bereitet aber den Feldschritt Probleme, da sie zuwenig Rythmusgefühl haben um gleich schnell wie die anderen zu marschieren. Na ja, wir haben noch zwei Wochen Zeit, um dann hoffentlich die Inspektion zu bestehen.
Natürlich kann man nicht den gesamten Tag nur Zugschule machen, da bereits nach einer Stunde vom Anschritt die Füsse schmerzen. Für Abwechslung sorgt u.a. die Sanitätsausbildung. Dort wird das HHHH ABCusw. Zeug gelernt. Also wie man sich verhalten soll, wenn man an eine Unfallstelle mit einem vielleicht Bewusstlosen kommt und in welcher Reihenfolge. Und wer wissen will, wie grausam der menschliche Körper verunstaltet werden kann, ist hier auch gut aufgehoben. Bilder sagen wirklich mehr als tausend Worte. Themawechsel; wir werden auch mit dem Funkgerät SE-135 ausgebildet, das mit CHF 6500 nicht einfach so ein Funkgerät sein sollte, wir hatten aber Probleme damit mehr als 100m zu funken, obwohl es für über 10km ausgelegt sein soll. Weiter wurden wir über die Erwerbsersatzordnung (EO) informiert, und in paar Stunden wurde uns auch die SIPOL (Sicherheitspolitik) näher gebracht. Lustig sind auch die ABC-Lektionen wo man die schwere ABC-Ausrüstung mitschleppen darf und dann Bereitschaftsgrad 0-5 ausführen darf. Ich kann von Glück sprechen, dass ich die RS im Winter beginne, denn mit BG-0 möchte ich im Sommer nicht herumlaufen. Vielleicht gibt es mal noch Bilder davon, wenn ich dann die Erlaubnis dazu habe.
Nun sollte ich mich bereits wieder anziehen um pünktlich um 23 Uhr ABV wieder in Payerne zu sein. Na dann, kommentiert mal schön 😛
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