Woche 10
by Michu on Januar 23, 2011
Die bisher strengste Woche ist auch überstanden. Biwak, Inspektionen und ein 24-Stunden Einsatz waren nicht ohne für mich. Ausserdem habe ich dieses Mal auch noch meinen Kamerarucksack mitgeschleppt. Aber der Reihe nach:
Am Montag waren wir um 6 Uhr bereits am Material ausfassen um nach Montagne-de-Lussy zu verschieben. Das heisst übrigens: Bestelltes Material entgegennehmen, Material auspacken, auf Vollständigkeit überprüfen, Vollständigkeit signieren, Material einpacken und Material in die Fahrzeuge verladen. Da wir am Abend dort übernachten werden (draussen) mussten wir Schlafsäcke und Zelte mitnehmen. Ausserdem ist am Abend vorher vom Kadi befohlen worden, noch ABC BG-0 in den Rucksack einzupacken. Ich kann wohl sagen, dass ich noch nie ein solches Gewicht auf meinem Rücken tragen musste: Gewehr, GTE, Kampfrucksack mit Helm, ABC-BG-0 und Schlafsack plus Splitterschutzweste.
Um 8 Uhr waren wir dann in Montagne-de-Lussy. Wir, d.h. Zug 3, 4, 5 und 6. Die beiden ersteren Züge hatten am ersten Tag Wachtdienstausbildung und -test, während wir vor allem in der KD-Box am Schiessen waren, oder irgendwelche Trockenübungen praktizierten. Zum Glück war uns das Wetter gut gesinnt, wir wurden später von einem superschönen weichen Morgensonnenstrahl überrascht. Übrigens: Während wir vier Züge Montag und Dienstag in Montagne-de-Lussy verbrachten, blieben Zug 1 und 2 in Payerne und hatten Übung Sicurezza; mehr dazu später.
Nach dem Abendessen hatten wir noch Nachtschiessen: Es wird eine Signalpatrone geschossen, und während den 10 Sekunden, wo von dieser ein wenig Licht gespendet wird, muss man die Zielscheibe treffen. Ich hatte immerhin 40 von 50 Punkten; leider konnte ich davon kein Foto machen. Danach ging es mit Sack und Pack in den nahegelegenen Wald. Nun, nach so einem Tag und nach 30 Minuten marschieren mit so viel Gewicht hatten alle die Schnauze so ziemlich voll, und wir waren überhaupt nicht begeistert, als es hiess: „Packung am Rand deponieren es gibt nun Schuh-PD“. Man muss sich vorstellen: Wir hatten die Schuhe an diesem Tag schon zweimal geputzt, um in den Esssaal gehen zu können. Es war finstere Nacht. Unsere Kraft und Motivation auf dem Nullpunkt. Wir wussten, dass auch wenn wir die Schuhe nun putzen, sie in 5 Minuten wieder genau gleich aussehen. Aber da mussten wir durch, und die Kader mussten einige harte Worte benutzen um uns anzutreiben; Rudern und Liegestützen inklusive.
Die Gruppenführer hatten während diesem Tag genug Zeit, um unseren Biwak vorzubereiten. Das Ganze war hinter einem optischen Beobachterposten stationiert; in einem getarnten Puch sassen stets zwei Rekruten mit Restlichtverstärker. Diese wurden jede Stunde von zwei Pikettelementen abgelöst. Wer keinen Job hatte war am Schlafen. Glücklicherweise war ich so eingeteilt, dass ich bis 23 Uhr Pikett hatte, und bis Mitternacht im Beobachterposten war. So konnte ich dann bis 5 Uhr schlafen. Naja, schlafen ist übertrieben: Die Zelte waren enorm klein für drei Personen, und ich hatte das Vergnügen bei zwei Anderen zu schlafen, die grösser waren als ich. Man konnte sich nichteinmal drehen, ohne den anderen zu wecken, und wenn sich jemand drei Mal in einer Nacht draussen erleichtern muss, schlafe zumindest ich nicht die vollen fünf Stunden. Andere mussten dafür um 3 Uhr aufstehen, um den Pikettdienst abzulösen…
Um 5 Uhr war Sammelalarm, da wir uns sonst wohl nie bemüht hätten den warmen Schlafsack zu verlassen. Anschliessend wurden die Zelte verräumt und dann gefrühstückt. Dann begann die Wachtdienstausbildung. Dutzende Male „Halt, Militär“ rufen, denn gesamten Standardablauf ins Gehirn pressen: 1. Halt Militär, 2. Ladebewegung, 3. Halt, oder ich schiesse, 4. Warnschuss, 5. Gezielte Schussabgabe. Wenn man zuwenig Zeit hat, kann man Punkt 3 oder 4 auch sein lassen. Voilà, ich kann es noch.
Am Nachmittag war dann der Praktische und theoretische Test fällig, ob man es auch wirklich verstanden hat. Diese sind beide Voraussetzung, dass man in Grandvillard dann Wachdienst mit Kampfmunition machen darf. Mir wäre es recht egal, wenn ich keine Wache machen müsste… Abends in Payerne wurde das gesamte Material noch geputzt, zurückgefasst und die Gewehre geputzt.
Am Mittwoch wurden wir in die Übung Sicurezza eingegliedert. Vorher mussten wir aber noch lernen, wie man mit einem Restlichtverstärker umgeht, da wir diesen dann auf Patrouille in der Nacht einsetzen werden. Dieser hat übrigens einen Infrarotmodus, den man optimalerweise mit einem auf dem Gewehr aufgesetzten Infrarotlaser kombiniert.
Am Nachmittag waren dann ganze fünf Schlussinspektionen. Zugschule (vor dem Oberst!), ABC, Gefechtstechnik, Stgw-Manipulation und Sanität. Unser Zug hat glücklicherweise alles bestanden, ausser den zwei Theorietests Sturmgewehr und ABC. Diese werden wir nächste Woche nachholen.
Nach dem Abendessen war es dann soweit. Wir wurden in drei Gruppen unterteilt, eine übernahm den Wachdienst des TH-Gebäudes (da war ich dabei), eine hatte Ausbildung, und eine ging schlafen (es war 20 Uhr). Wir mussten also das TH-Gebäude bewachen, da hier die hohen Tiere ihre Büros haben. Wir waren jeweils draussen an der Zutrittskontrolle, draussen auf Patrouille (falls die SE-135 Funkgeräte funktioniert hätten) oder am Infodesk drinnen. Auch drinnen wartete(schlief) das Pikett. Um 2 Uhr morgens wurden die Gruppen ausgetauscht, ich hatte nun Ausbildung, und es ist absolut nicht spassig hundemüde um 4 Uhr in der Dunkelheit zweimal eine 8m-Funkantenne aufzustellen. Um 8 Uhr erfolgte die nächste Ablösung, wir durften nun endlich schlafen gehen; vorher musste aber selbstverständlich noch das Gewehr und die Schuhe geputzt werden. So durften wir bis 14 Uhr Nachmittags schlafen, und halfen dann mit das gesamte Material wieder zu verräumen: Absperrgitter, Zäune, Tonnen, Funkgeräte, etc. mussten zurückgeschafft und kontrolliert werden.
Am letzten Tag der Woche war noch Zusatzausbildung. Wir Gefechtsordonnanzen hatten wiedermal die Arschkarte gezogen und waren den gesamten Tag draussen auf einem Hügel im nirgendwo, wo wir einen Sternlauf zu bewältigen hatten. Es war eigentlich nicht kalt (so um die -5° C), aber der eisige Wind schaffte es, durch jede Kleidungsschicht zu kommen, egal wie viel man anzuziehen versuchte. Und wenn man an einem Posten z.B. 60 Minuten lang Koordinaten auf einer Landkarte heraussuchen und aufschreiben muss, friert es einem wirklich fast das Schnäbi ab. Oder anders gesagt: Es war so kalt, dass ich kein einziges Foto gemacht habe. Die Hände wurden schliesslich wenn sie nicht unbedingt gebraucht wurden in der Hosentasche aufgewärmt. Mittagessen gab es übrigens auch draussen, wiedermal ein guter alter Chilli-Johnny auf dem Notkocher.
Nächste Woche wird um einiges stressfreier. Es wird noch den letzten Blocktag in Torny plus Nacharbeit geben, danach wird bereits der grosse Materialposten für die Verlegung nach Grandvillard ausgefasst, was bestimmt ein ganzer Tag verschlingen wird. Scheinbar dürfen wir dann Donnerstag Abend oder Freitag Morgen nach Hause.
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