Woche 12-13
by Michu on Februar 13, 2011
Die letzten zwei Wochen waren übelst mühsam. Die Motivation des Zuges ist mittlerweile so ziemlich auf dem Nullpunkt angelangt. Könnte daran liegen, dass wir den Radar ungefähr acht mal aufstellen mussten und für Mittag- und Abendessen jeweils nur so 15 Minuten Zeit hatten.
Ok, angefangen hat Woche 12 für mich recht angenehm. Ich hatte Fieber und verschob gleich am Montag Mittag ins IF (Infirmerie, Lazarett) und verbrachte zwei Nächte dort. 48 Stunden unbequeme Matratzen ist aber übrigens auch recht streng! Ab Mittwoch Mittag war ich dann wieder bei unserem Zug in Torny.
Radar aufbauen geht folgendermassen: Um 07.15 verschiebt man zum unterirdischen weiss-nicht-wie-gesicherten Materialmagazin und lädt sich zusätzlich zu Kampfrucksack, Splitterschutzweste, Grundtrageinheit und Sturmgewehr noch weiteres, diesmal aber sensitives Material auf: Jede Gruppe kriegt ein Wärmebildgerät (kostet ca. CHF 200’000.–, wiegt ca. 23kg), ein Restlichtverstärker, einen Laseraufsatz für das Sturmgewehr, Filter für den Radar und die Operator Console Unit (das schwere Notebook-ähnliche Ding). Man marschiert also mit dem gerade ausgefassten sensitiven Material zum Fuhrpark. Dort stehen alle Puchs und deren Anhänger schön aufkoloniert in einer Reihe und warten nur darauf sie bereit zu stellen.
Für die Bereitstellung wird sämtliches Material aus dem Anhänger ausgeladen und in einer vorgesehenen Ordnung auf den Boden gelegt. Alles, was verpackt ist wird selbstverständlich ausgepackt. Dazu gehört übrigens auch unser eigenes Material wie der Kampfrucksack. Natürlich will man nicht mit defektem Material verreisen, deshalb werden viele Dinge noch auf Funktionstüchtigkeit überprüft: Die Stromaggregate (Mags), das abgesetzte Funkgerät, das Wärmebildgerät und der Radar selbst. Ja, der gesamte Radar wird tatsächlich bereits auf dem Fuhrpark in der Konfiguration Stativ aufgebaut, nur um zu schauen ob er noch funktioniert. Der Adjudant oder Zugführer kontrolliert das, und wenn alles richtig ausgelegt, sauber und vorhanden ist, darf man es wieder abbauen, verpacken und einladen.
Nach einer weiteren Kontrolle von Adjudant und Zugführer darf man seinen Kampfrucksack wieder packen, und geht dann in die Sofortsicherung über: Jede Gruppe verteilt sich um seine Zwei Puchs mit Anhänger, und macht eine Geländetaufe, so dass jeder Soldat seinen Sektor hat. Wenn der Gruppenführer dann bereit ist, heisst es „Sofortsicherung zusammenziehen“; der Gruppenführer, die Fahrer und Beifahrer legen die Landeskarte aus und bestimmen per Dreipunktebefehl das Ziel, den Weg ins Ziel und das Verhalten am Ziel.
Endlich wird dann eingebootet und zum Ziel (Torny) verschoben. Dort wird gleich ausgebootet und wieder Sofortsicherung bezogen. Der Gruppenführer geht währenddessen das Gelände besichtigen und legt die Standorte für Radar und Rückwärtiges fest. Sobald er fertig ist, werden diese aufgebaut. Die Nummern 1 und 2 sind dabei für das Radar, die Nummern 3 und 4 für die Stromversorgung und das Rückwärtige, und die Nummern 5 und 6 für den Funk und die Tarnung zuständig. Wenn der Radarbereitschaftsgrad 3 erstellt ist (d.h. der Radar dreht), sind die Nummern 1 und 2 hinter die Operator Console Unit und melden fortan die Flugzeuge.
Bald ist dann schon Mittag, irgendwann wird das Essen geliefert und in Ablösung eingenommen, denn die OC Unit muss immer von zwei Personen bewacht werden. Nach dem Mittagessen wird die Gamelle und ggf. die verwendeten Küchenutensilien gewaschen, so dass man bereit ist wenn der Befehl RITORNO eintrifft, was so viel heisst wie alles zurückerstellen, einpacken und wieder in Sofortsicherung übergehen. Nun fährt man wieder nach Payerne, der Tag ist aber noch nicht zu Ende. Es wird nun wieder alles wie am Morgen vor den Fahrzeugen ausgelegt und auf Funktion kontrolliert. Könnte ja sein, dass während der 15-minütigen Verschiebung etwas kaputt gegangen ist. Wenn wir nun schnell waren, war jetzt Zeit für das Abendessen, normalerweise war dies aber nicht der Fall, so dass die Auslegung nach dem Abendessen passierte.
Und all dies jeden Tag, na Prost. Der einzige Grund, weshalb nicht mal einer durchdrehte war das Wetter. Jeder Tag war vom Wetter her wunderschön und Mittags sogar warm. Dürfte von mir aus bis Ende RS so bleiben.
Letzten Donnerstag wurden wir noch alle zu Soldaten befördert. Aber nicht wie in jeder anständigen Kaserne zwischen einem gemütlichen Tag und einem extrafestlichen Abendessen, nein, um 5 Uhr Morgens war Sammelalarm, so dass man die einstündige Beförderungsfeier noch schön vor das Tagesprogramm quetschen konnte. Macht nichts, wir wären nur fast vor dem Morgenessen erfroren, da man die „Feier“ ja draussen in der kalten Nacht abhalten musste 🙂
Zum Fotografieren bin ich diese zwei Wochen nicht gekommen, hoffe das bessert sich in der Verbandsausbildung wieder. Nächsten Montag ist die Verlegung nach Grandvillard, mal sehen wie es sich dort so aushalten lässt.
Ein Kommentar
Klingt schon nach einem Heidenspass, diese RS. Bin echt froh, UT zu sein 🙂
by Danilo on 14. Februar 2011 at 01:47. #