Woche 17

by Michu on März 13, 2011

Nun ist also Krieg. Ein Viertages-Einsatz plus 20-Kilometer-Marsch liessen die Woche rückblickend relativ schnell zu Ende gehen. Wäre da nicht der Freitag gewesen.

Für den Einsatz am Montagmorgen wurde wie gewohnt alles auf dem Fahrzeugpark in Grandvillard ausgelegt, und auf Funktion und Vollständigkeit kontrolliert. Gegen 11 Uhr wurde dann mit den Fahrzeugen in den Berrm (Bereitschaftsraum? Bereitstellungsraum?) verschoben, der sich in einem Wald neben Bulle befand. Dort wurde taktisch das Mittagessen eingenommen, d.h. immer Zwei essen, und die restlichen Vier sichern das Ganze.

Nach 12 Uhr wurde dann in unseren Stellungsraum verschoben, der sich in Sommentier befand: Ein grosser Strohspeicher als Übernachtungs-, Funk- und Gefechtsstandort, und eine Garage für die Küche. Leider musste aber der RADAR auf dem Hügel nebendran stationiert werden. Das hiess für die nächsten 72 Stunden, dass jede Stunde zwei Soldaten 400 steile Meter auf sich nehmen mussten, um die anderen zwei an der OC-Unit abzulösen. Na ja, zuerst musste der RADAR noch funktionieren. Wir hatten zwar auf dem Fahrzeugpark wie erwähnt eine Funktionskontrolle durchgeführt, doch es scheinte, als hätte es auch ihm auf die Motivation geschlagen. Nach ca. 5 Minuten stellte er mit einer Fehlermeldung den Dienst ein, und waren so gezwungen, Austauschteile anzufordern.

Unser RADAR im Abendrot in Sommentier
Unser RADAR im Abendrot in Sommentier

Glücklicherweise konnten wir den RBG 3 (Radarbereitschaftsgrad) noch mit den defekten Komponenten erreichen, wenn auch nicht pünktlich. Währenddem der RADAR nicht lauffähig war, musste die Alarmierung natürlich trotzdem sichergestellt werden. Dafür war der optische Posten aufgebaut: „Getarnt“ und ausgestattet mit einem Wärmebildgerät sassen so zwei Soldaten auf dem Feld, um zu warten bis der Feind aus der Luft endlich angreift.  Bis der Zugstrupp die defekten Komponenten (R/T-Unit und eine Motorenaggregat) geliefert hatte und wir sie installiert hatten, war dann schlussendlich 21 Uhr.

Die folgenden Stunden waren dann wie üblich. Jede Stunde wurde man abgelöst, wo man war: Als Pikett, am Funk, an der Zutrittskontrolle, an der OC-Unit. Wir konnten sogar jeweils sechs Stunden am Stück schlafen, was bereits an Luxus grenzt. Und Schlafen im Stroh ist echt bequem, auch wenn die Temperaturen in der Nacht recht unmenschlich waren (nach Schlafsackwärme). Überraschend waren die Besuche vom Einheitsoffizier und Adjudanten, die natürlich an allem was zu beanstanden hatten, und auch mal mitten in der Nacht auftauchten. So war bspw. der optische Posten zu nahe am Wald, so dass man einen zu kleinen sichtbaren Sektor hatte. So wurde dieser dann zwei mal verschoben, so dass er am Ende mitten im Feld stand, und so von überall gesehen werden kann. Verstehe einer die Kader. Auch die Küche war nicht gut genug, so dass man alles woanders aufstellen musste. Ich komme mir manchmal wie in einem Sandkasten vor: Die Soldaten als Spielfiguren, dazu paar Spielzeugautos, und die Kader spielen mit uns Krieg. Ach, und man kommt nicht raus.

Am Mittwoch Mittag verräumten wir alles wieder und verschoben in einen anderen Berrm. Dort schiebte ich nach dem Ankommen erst mal drei Stunden Wache, ging dann was zu Abend essen, und hatte wieder Wache bis 21 Uhr. Laut Ablöseplan hätten wir (ich und der Kamerad) bereits im Schlafsack sein sollen, wir wurden aber erst um 21.20 Uhr abgelöst. Um 00.30 Uhr wurden wir wieder geweckt; weiter geht’s. Frühstück gab es um 4 Uhr und anschliessend wurde wieder zurück nach Grandvillard auf den Fahrzeugpark verschoben. Dort wurde wieder alles Material schön geputzt und kontrolliert und retabliert. Natürlich ging das wieder seine Stunden; als wir fertig waren, war bereits das Mittagessen (immerhin durften wir das im Camp einnehmen) an der Reihe.

Und was fehlt einem nach nur zwei Stunden Schlaf ausser Schlaf? Natürlich, ich weiss es! Ein Zwanzig-Kilometer-Marsch! Nachdem wir unsere Kampfrucksäcke zum zweiten Mal innert 5 Stunden ausgelegt hatten (nicht dass man zu wenig Gewicht mitnimmt!), wurde so ab 14 Uhr zugsweise der Marsch gestartet. Zu unserem Vorteil war das Wetter und die Tageszeit wirklich perfekt: Unser erster Marsch bei Tageslicht und Sonnenschein. So verflogen zumindest die ersten zehn Western union locations Kilometer wie im Flug. Wir marschierten bis zur Néstlé/Callier-Fabrik in Broc, machten eine Schleife im Wald nebenan und zogen dann wieder zurück bis nach Grandvillard. Besonders die letzten fünf Kilometer waren sehr hart. Bei den meisten hatten sich Blasen gebildet, oder entsprechend schmerzende Druckstellen. Auch die Schultern schmerzten vom Gewicht unangenehm, wir sind uns schliesslich an bequeme 14 kg in Form der Schutzweste gewöhnt, nicht an dünne Rucksackriemen. So wurden dann auch die Hälfte der Soldaten zur Arztvisite am Abend geschickt… das waren 30 Leute! Aber vorher war das Putzen der Schuhe natürlich wichtiger. Die Route vom Marsch ist hier zu finden.

Am Freitag war es fast lustig, die Leute herumlaufen zu sehen. So ziemlich jeder hinkte und klagte. Wir hofften also auf ein entspannendes Freitagprogramm, doch Fehlanzeige. Am Morgen gingen wir wieder auf die Kampfbahn um einander mit Markiermunition abzuschiessen.

Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining
Gefechtstraining

Nach dem Putzen von Gewehr und Kampfstiefel war Zugschule angesagt, und schlussendlich noch Wachtdienst. Sehr sinnvoll, zumal wir seit einem Monat bereits mit Kampfmunition Wache betreiben. Beschäftigungstherapie, was?

Wachtdienst, um ansonsten freie Zeit zu füllen
Wachtdienst, um ansonsten freie Zeit zu füllen
Während die RAPIER-Soldaten aus Emmen es nicht so streng sehen
Während die RAPIER-Soldaten aus Emmen es nicht so streng sehen
Wachtdienst
Wachtdienst

Nach dem Abendessen und der Dienstbesprechung bekamen wir den undenkbar intelligenten Befehl, die ganze Kompanie 1.5 km zum Fahrzeugpark verschieben zu lassen, um dort Zugschule zu machen.  In 8er-Kolonne! Sah bestimmt super aus; nichts ausgerichtet, kein Rhythmus, nichts. Auch das ging vorbei, zurück zum Camp marschieren, duschen, schlafen.

Samstag: Aufstehen, Tenü A erstellen, Gipfeli+Cornella essen, Baracke putzen, auf den AV-Platz verschieben, warten, warten, warten, in die Baracke verschieben um die Bettdecken zu korrigieren, auf den AV-Platz verschieben, warten, warten, warten, Wochenende!

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