Woche 19

by Michu on März 31, 2011

Später einrücken, Übung MOBILE, der 35 Kilometer Marsch und paar Anekdoten zur Unfähigkeit auch hoher Kader.

Der Anfang von Woche 19 war so richtig angenehm: Wir mussten statt am Sonntag- erst am Montagabend einrücken.

Am nächsten Morgen startete die Übung MOBILE. Nach dem üblichen Bereitstellen fuhren wir los in Richtung Vevey. Doch bereits nach 15 Minuten wurden wir wieder auf den Fahrzeugpark in Grandvillard zurückgepfiffen. Scheinbar hatte der falsche Typ das GO zum Abfahren gegeben, und so mussten wir zurückfahren, damit es jemand anderes geben konnte. Ich mag mich noch an die Kindergartenzeit erinnern, als jeder „Achtung, fertig, los!“ sagen wollte…

Eine Stunde später kamen wir dann in unserer zukünftigen Stellung an: Hoch über dem Genfersee, in einem sehr kleinen Dorf namens Paully nordwestlich von Vevey auf dem Mont Pèlerin. Leider war die Sicht auf den Genfersee vom Dunst getrübt, das Wetter war aber wieder mal drei Tage lang super.

Bei dieser Übung war neu, dass wir nicht nur die Stinger, sondern auch die Rapier alarmieren mussten. Während wir für die Stinger über eine Meldelinie verfügen, die alle Fiktivposten verbindet, und so einen bestimmten Bereich umspannt, wurde für die Rapier eine sogenannte Modulo-Linie erstellt, die durch drei weitere Fiktivpösten gespannt wird. Nur hatte leider jener, der den Einsatzbefehl geschrieben hatte, noch weniger Ahnung von Geografie als wir: Praktisch alle Fiktivpösten lagen in unseren Blanking Zones, das heisst dort, wo unser RADAR gar nicht scannt. Dies bedeutet wiederum, dass wir praktisch nicht alarmieren konnten, da wir ja dort, wo etwas abgeht, blind waren. Schlau oder?

Egal, denn nachdem wir den zu verwendenden Kanal per Clear Channel Search eruiert hatten, wollte der RADAR partout nicht mehr starten. So bezogen wir den optischen Posten. Erst war das eine super Sache, am Nachmittag war es schliesslich schön warm. Nach dem Sonnenuntergang wurde es jedoch schnell kalt; mein Glück, dass ich bereits um 2 Uhr morgens bis um 8 Uhr schlafen durfte. Irgendwann während meinem Schlaf wurden die defekten RADAR-Bestandteile ersetzt, und so konnte ich mich nach dem Frühstück direkt hinter einen funktionsfähigen RADAR setzen.

Eine Meisterleistung gelang den Kadern durch die Platzierung unserer Beobachtergruppe. Per Funk hatten wir (manchmal) Verbindung zu 3 der etwa 14 Funkstationen, jedoch zu keiner der Funkstationen, mit denen wir zu kommunizieren hatten, bestand Verbindung, wenn wir sie benötigten. Wiedereinmal war das SE-079 a.k.a. Mobiltelefon die Rettung.

Die Übung verlief ansonsten ohne weitere Unterbrüche oder Probleme, und war gesamthaft gesehen recht gemütlich; dies vor allem weil unser werter Adjudant in den Ferien weilte und uns so nicht wegen Belanglosigkeiten die Tage versaute.

Nachdem wir die Stellung wieder abgebaut hatten und zurück nach Grandvillard verschoben waren, mussten wir nur sämtliches Material aus- und wieder einladen. Scheinbar wurde die Zeit knapp. Um 12 Uhr gab es Mittagessen im Camp, und um 13 Uhr musste man bereit sein für den 35 km Marsch.

Ich war bereits seit 2 Western union locations Uhr morgens wach, da weckt so ein Marsch doch sämtliche Lebensgeister? Leider nicht. Zu unserer Überraschung mussten wir dieses Mal die Packung (Kampfrucksack) nicht auslegen, dafür durften wir vor dem Loslaufen etwa zwei Stunden herumstehen. Macht doch Sinn, dass man vor dem Marsch nicht nur Müde ist, sondern bereits erste Schmerzen an der Schulter hat. Dafür hatten wir es mit dem Wetter gut getroffen: Es war sonnig und warm. Nachdem die Kader mal fertig mit diskutieren und die Funkgeräte eingestellt und dem richtigen Zug übergeben waren, ging es dann endlich los. Die Zeit verging leider nicht wie im Flug, aber dank den Verpflegungsposten konnte man sich jeweils Zwischenziele setzen. Die Route führte auf westlicher Seite des Tales durch den Wald in Richtung Süden, nach Belvedere und auf der Ostseite wieder zurück nach Grandvillard. Als letzter Zug und mit einem Mann Verlust (musste unterwegs aufgeben) waren wir um etwa 21 Uhr zurück. Nach dem Schuhputzen und einer kalten Dusche für die meisten war dann endlich Nachtruhe. Für mich waren schlussendlich weder die Füsse, noch die Schultern ein Problem; aber die Hüften schmerzten wie wahnsinnig. Glücklicherweise konnte der Schlaf den grössten Teil der Schmerzen auskurieren.

Den gesamten Freitag verbrachten wir auf dem Fahrzeugpark: Wir arbeiteten zwar insgesamt nicht mehr als drei Stunden, aber durch die elenden Wartezeiten und das grandiose Ressourcenmanagement der Armee waren wir bis am frühen Abend auf Platz. Unsere Beobachtergruppe hatte mittlerweile vernommen, dass wir für die beste Leistung für ein Freitagabendabtreten in Frage kämen, und ein entsprechendes Gesuch dem Kadi zugestellt worden sei. Auf dem Marsch zurück zum Camp wurde aber per Handy informiert, dass der Schulkommandant an ebendiesem Freitag keine Bonusabtreten erlaube. Super.

EEB auf dem Fahrzeugpark
EEB auf dem Fahrzeugpark
Pause...
Pause...
EEB auf dem Fahrzeugpark
EEB auf dem Fahrzeugpark

Alles intervenieren brachte nichts, denn der Schulkommandant ist König. So war Abendessen und Dienstbesprechung (inkl. Spontanfitnessprogramm mit der gesamten Batterie), später noch Wochenendarbeiten und danach Bettruhe. Am Samstag Morgen wurden wir sogar beinahe pünktlich entlassen, so dass ich um 9.30 Uhr zu Hause war.

Frisch von der Post geliefert erwarteten mich dort fünf CDs, ein 60 seitiges Fotobuch, 140 Abzüge von meiner Kanuwoche in Norwegen letzten Sommer, sowie zwei Panoramabilder mit 1.5 m Breite. Den Rest des Tages verbrachte ich in Biel, wo ich mit 20 Leuten einen Kurzfilm namens Schindlers Lift (Making Of) drehte.

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