Woche 20
by Michu on April 3, 2011
Das Ende naht: Die grosse Abschlussübung CHESS, viel Material zurückgegeben, und wieder nicht am Freitag nach Hause.
Auf diese Woche haben wir uns die letzten 19 Wochen vorbereitet: Übung CHESS stand endlich an. Geleitet wurde sie von einem Brigadier, und zahlreiche andere Kader taten auch so, als wäre sie höchstinteressant.
Laut dem Einsatzbefehl war ausnahmsweise Friedenszeit, und die potentielle Gegenseite versuchte die Instabilitäten in unserem Land zu zeigen, bspw. durch einen provozierten Stau durch das Fallenlassen von Steinen auf ein vielbefahrenes Autobahnkreuz aus einem Zivilflugzeug. Weiter bestand eine Flugverbotszone (in der Höhe beschränkt), die man durchsetzen musste.
Wir fuhren also Montagmorgens, nach der üblich mühsamen Bereitstellung und einer eher verhaltenen Rede seitens des Brigadiers, los. Und zwar in Richtung Heimat: Unsere Stellung befand sich in Meikirch, etwa 10 km Luftlinie von mir zu Hause. Durch den früheren Arbeitsweg und die Berner Rundfahrt kannte ich die Gegend bereits, und das war mal was neues.
Trotz Friedenszeit musste während den nächsten vier Tagen Helm, Gewehr und Packung immer auf Mann sein, nach Ankunft und vor Abfahrt wurde die Sofortsicherung durchgeführt, etc. Im Einsatz änderte sich also nichts, ob Kriegs- oder Friedenszeit. Nichtsdestotrotz kämpften wir uns durch die vier langen Tage und bissen uns durch kalte und regnerische Nächte, mit nur einem Ziel vor Augen: Durch eine gute Leistung bereits am Freitagabend nach Hause gehen zu können. Und tatsächlich: Unsere Stellung wurde in Kaderkreisen als Musterbeispiel angepriesen, schlussendlich waren wir sogar „der beste Zug“. Doch gebracht hat es schlussendlich genau nichts: Der Brigadier vergab der gesamten Übung, für die gesamte Abteilung, nur die Note genügend, was dem Schulkommandanten nicht ausreichte um die Kompanie nach Hause zu schicken. Da half auch unser „sehr gut“ nicht weiter; ein entsprechender Antrag wurde vom Kadi und Schuko abgelehnt.
Am Donnerstag Mittag hiess es dann unsere zwei RADAR-Systeme plus Funk zurück zu geben. Also legten wir ein weiteres Mal alles schön aus, putzten es auf Neuzustand, warteten auf jemanden den es interessiert und kontrolliert, putzten vieles noch einmal und nocheinmal, bis dann schlussendlich mal gut war und wir das Material wieder einladen konnten. Da war es übrigens bereits 22 Western union locations Uhr 30. Dazwischen gaben wir das meiste unseres persönlichen Materials (Schlafsack, ABC-Schutz, etc) ab.
Nun sei die Woche gelaufen, dachten wir. Natürlich falsch gedacht. Am Freitag durften wir nochmals den ganzen RADAR plus Funk auslegen. Denn jetzt wurde das Material zurückgegeben, am Vortag wurde es nur kontrolliert. Dazu musste noch alles am Vortag abgegebene persönliche Material gezählt und gebündelt werden. Recht langweilig bei z.b. 200 Paar Handschuhen. Musik hören durfte man währenddessen selbstverständlich nicht.
Und nach dem Nachtessen wäre es genau so weiter gegangen, wäre ich nicht zur Wache umkommandiert worden, weil ein Anderer Urlaub hatte. Das war erst recht frustrierend. Aber angesichts der Tatsache, dass ich erstens bis anhin noch nie über ein Wochenende auf der Wache war, uns zweitens nur bis am Samstag um 18 Uhr bleiben musste, nahm ich es dann doch gelassen. Den ganzen Samstag herrschte ein Traumwetter, so dass ich um 18 Uhr mit offenem Dach die Cabrio-Vorzüge der Heimfahrt voll und ganz auskosten und geniessen konnte.
Später besuchte ich die Kufa in Lyss, wo Open Season und Zion Step die Besucher mit Reggae- und Ska-Rhythmen zum Tanz anregten, was das Wochende gebührend abschloss.
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