Woche 21
by Michu on April 12, 2011
Endlich war sie zum Greifen nah, die Ziellinie, die sogenannte WEMA-Woche. Noch ein letztes Mal endlos herumstehen um zu springen und umgekehrt.
Was WEMA eigentlich heisst, wurde uns nie erklärt. Onlinenachforschungen meinerseits haben ergeben, dass sich die Abkürzung mit «Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft im Militärischen Ausbildungsdienst» übersetzen lässt. Was dies für uns bedeutete, lest ihr in den folgenden Zeilen.
Komisch war: Von allen Soldaten waren meistens etwa 10% beschäftigt, während sich die anderen vor Langeweile beinahe prügelten. Im Gegensatz zu den Zeiten wo man immer 100% Leistung gegeben, aber nie ein «Danke» oder «Gut gemacht» zurückbekommen hat, war es diesmal umgekehrt. In dieser Woche haben die meisten insgesamt vielleicht 8 Stunden unmotiviert gearbeitet, aber praktisch an jedem Tag wurde uns zur Leistung gratuliert. Verstehe einer das Militär.
Grundsätzlich ging diese Woche um das Material: Was wir letzte Woche noch nicht zurückgegeben hatten, wurde diese Woche zurückgegeben. Dazu gehörte natürlich das Reinigen ebenso dazu wie das Auslegen. Montags und Dienstags gaben wir den gesamten Fahrzeugpark zurück. Alles in den Materialmagazinen gelagerte Material wurde in LKWs verladen, die es dann nach Grolley (oder so) zurückbrachten. Alle genutzten Räume wurden geputzt, und die Fahrzeuge dorthin gefahren wo sie herkommen.
Am Dienstag Abend wurde es dann erste Mal spannend: Es war ein Fussballmatch gegen eine lokale Mannschaft organisiert. Die Fussballmannschaft unserer RS war glücklicherweise komplett, und ich war schon überrascht, als wir 3:0 gewannen. Die Stimmung war gut und ausgelassen, nicht zuletzt weil der gesamte Biervorrat vom Fussballplatzrestaurant «Haute-Gruyère» leergetrunken wurde. Gepfiffen hat das Spiel unser Adjudant Guido Wildhaber, der «in seiner Freizeit» auch noch diverse wichtige FIFA-Spiele pfeifft. Mich hatten sie als Kompaniefotografen engagiert.
Am nächsten Morgen hatte ich eigentlich vom Kadi die Erlaubnis, die gemachten Fotos zu bearbeiten. Doch das kam wohl nicht bei allen Leuten an, denn als ich um 06:40 vor dem KP stand, wurde mir vom Gruppenführer mitgeteilt, dass ich mit drei anderen nun nach Payerne verschoben werde. Dort mussten wir je drei ALERT- und M2-Funkanhänger zurückgeben. Immerhin waren sie bereits ausgelegt. Doch bis die Zeughausleute alles kontrolliert hatten, und wir dann alles einräumen konnten, hätten wir ruhig noch zwei Stunden warten können. Danach warteten wir eine Stunde aufs Mittagessen, welches wir schlussendlich nicht in der Kantine, sondern im Restaurant Patio einnahmen. Der Fourier hatte anscheinend keine Meldung erhalten, dass er noch 6 weitere Steaks einkaufen muss. Um 14 Uhr waren wir dann wieder zurück in Grandvillard, wo ich meine Fotos bearbeitete, uns sie anschliessend dem für den Kompanieabend verantwortlichen Gruppenführer weitergab.
Am Kompanieabend gab es nach Ansprachen vom Einheitsberufsoffizier, Kompaniekommandant und Fourier ein riesiges Fonduegelage. Dazu wurde eine grosse Diashow gezeigt; leider haben die meisten keine Bilder mitgebracht, so dass etwa 60% der Bilder von mir waren. Nach diversen Unterhaltungsspielen ging es um den Abwasch. Natürlich wurde ich ausgewählt, und durfte mit fünf anderen die 36 benutzten Fondue-Caquelons ausputzen und abwaschen. Um 01.30 Uhr war dann auch ich im Bett. Dank meinem Zugführer habe ich aber am nächsten Morgen nach dem Morgenessen noch fast bis um 10 Uhr schlafen können.
Am Sonntag Abend kam wohl mehr als die Hälfte der Kompanie gut angetrunken nach Grandvillard. Alkohol, den man noch dabei hatte, musste man im KP abgeben. Doch weil uns der Kadi nicht mit dieser Unmenge an Alkohol am Freitag entlassen konnte, mussten wir diesen nach Hause schicken. Diesen Berg von Paketen hättet ihr sehen müssen…
Nun war die Woche beinahe zu Ende. Am restlichen Donnerstag putzten wir bereits die Baracken, gaben das restliche Material zurück (Arbeits-TAZ, Arbeits-Kälteschutz, Pellerine, etc.), es fing nun wirklich an nach einem Ende zu riechen. Nachdem am Dienstag bereits eine Materialkontrolle stattgefunden hatte, fand am Donnerstag erneut eine statt, dieses Mal mit den Adjudanten. Es war recht mühsam, denn auch wenn das Material perfekt ausgelegt war, musste man jedes Stück in die Finger nehmen, damit es der Adjudant auch sehen abhacken konnte.
Schlussendlich war Freitag: Um 7 Uhr standen unsere fertiggemachten Packungen auf dem AV-Platz… und standen dann dort (mit uns) bis um 15 Uhr. Dazwischen wurden immer paar Leute abkommandiert, hier putzen, da putzen, aber 95% der Leute warteten und warteten. Bis dann schlussendlich das hinterletzte Kader den Platz betreten hatte, und uns in die AV-Formation befahl. Und ein letztes Mal «An alten Standort zurücktreten, Marsch!», weil wir zu langsam waren. Erneut in die AV-Formation. Und nun, tatsächlich: «Die Flab RS 93-3 ist hiermit beendet». Genial. Tosender Applaus und Jubelrufe. Letzte Abschiedsgrüsse, und ein letztes…
«Mäud mi ab.»
Sdt. Bolli
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